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Predigt Aschermittwoch: Matthäus 6,16-21


PFARRER GOTTFRIED HEYN
Vesper am Aschermittwoch, 13.2.2013
in der Bethlehemsgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Hannover



Auslegung zu Matthäus 6,16-21

Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.


Liebe Gemeinde,

vor Jahren bin ich in Leipzig einem orthodoxen Mönch aus Rumänien begegnet, der sich zu Studienzwecken in Deutschland aufhielt. In der Fastenzeit hatte er irgendwann einmal Freunde eingeladen, um sie mit orthodoxen Fastenspeisen bekannt zu machen. Stundenlang hatte er vorher die Küche seiner Gastgeber „besetzt“ und lauter  Köstlichkeiten zubereitet. Vieles schmeckte ungewohnt und war unseren Gaumen unbekannt. Aber nach einem ausgedehnten Fastenmahl waren wir doch sehr gut gesättigt – ohne Fleisch und Fisch, ohne Mehl- und Milchspeisen. Beinahe unvorstellbar, aber es war so.

Dieses Erlebnis hat mich damals sehr beeindruckt und ich erinnere mich gern daran. Beeindruckender aber war noch, dass dieser Mönch – obwohl er in Deutschland war, umgeben von einem völlig fremden Kulturkreis – trotzdem seine Gebetszeiten einhielt. Dazu schloss er sich meist in seinem Gästezimmer ein. Und auch wenn ich daran nicht teilnehmen konnte, weil ich das Kirchenslawisch, die Sprache, in der er betet, nicht verstehe, so waren wir uns doch völlig einig darüber, dass es bei allen Unterschieden in der Gestaltung der Fastenzeit, am Ende darauf ankommt, wie es in uns drin aussieht, in unserer Seele und in unserem Herzen.

Wenn man mit dem Herzen bei einer Sache ist, dann ist man von dieser Sache überzeugt. Dann engagiert man sich. Dann ist es einem nicht gleichgültig, was im Blick auf diese Sache geschieht. Jesus ruft heute dazu auf, dass wir uns einer Sache ganz und gar verschreiben: nämlich den Schätzen im Himmel. Man sieht sie jetzt noch nicht. Man kann sie nicht zählen und auf der Bank anlegen. Sie sind noch allein unserem Glauben bekannt. Aber das wird sich schlagartig ändern, wenn unser irdisches Leben zu Ende ist. Denn dann zählen die Schätze hier auf der Erde nichts mehr. Dann zählt nur noch, was wir auf dem Konto bei Gott haben.

Und da steht bei einem jeden von uns schon die höchstmögliche Summe, die überhaupt eingetragen werden kann. Seit deiner heiligen Taufe ist dein Konto bei Gott fest notiert. Das Guthaben sind die „Schätze im Himmel“, von denen Jesus spricht. Und mit jedem Tag, den wir älter werden, kommen wir dem Zugriff auf dieses Konto näher.

Jesus Christus hat uns diese Schätze erworben und gesichert. Solange er auf dem Weg nach Jerusalem ans Kreuz war, lagen diese Schätze noch vor ihm. Im Moment seines Todes hat sich das schlagartig geändert. Da hat er Welt, Sünde, Teufel, Tod und Hölle besiegt, so dass sie uns nicht mehr schaden können.

Seitdem sind die Schätze des Himmels für uns gesichert: ewiges Leben, Gottes leibliche Gegenwart, unbeschreibliche Freude, Gesundheit, Frieden und alles, was gut für uns ist.

Liebe Gemeinde, wendet euch heute diesen Schätzen zu! Nehmt euch zu Herzen, was Christus für euch, für uns alle getan hat! Lasst euch zu Herzen gehen, was es Gott gekostet hat, die himmlischen Schätze für euch zu erwerben. Dann gilt, was Christus sagt: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“.

Amen.

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