Matthäus 26,26


Judas fragte: "Herr, bin ich's?"

(Matthäus 26,26)


Zwölf Männer, Freunde, feiern mit Jesus das Passahmahl. Wie ein Hammer trifft sie der Satz Jesu: "Einer unter euch wird mich verraten." Ein erschreckendes Wort: Im innersten Kreis der Vertrauten lebt ein Verräter – unvorstellbar! Einer nach dem andern stellt die bange Frage: "Herr, bin ich's?"

Auch Judas fragt: "Bin ich's?" – "Du sagst es", antwortet Jesus ohne Vorwurf oder Anklage. Lässt Jesu Antwort die Möglichkeit einer Umkehr offen? – Aber Judas hat seine Entscheidung bereits getroffen. Als er später seine Schuld erkennt, klagt er sich selbst an und verzweifelt. Selbst kann er sich von der Schuld nicht freisprechen. Jene, an die er Jesus auslieferte und denen er später seine Schuld bekennt, entlasten ihn nicht; sie lassen ihn mit der Schuld allein. "Was geht das uns an?" – Mit der vergebenden Liebe Jesu rechnet Judas nicht. Ein Jünger des Herrn, ein Apostel, tötet sich selbst.

Erwählung und Verrat – wie nahe liegen sie im Menschen beisammen! Die Jünger damals haben alle die Frage gestellt: "Bin ich’s?" Damit haben sie zumindest die Möglichkeit eingeräumt, dass auch sie es sein könnten.

Müsste ich mich in den Entscheidungen meines Lebens nicht auch manchmal der Frage stellen: "Verrate ich hier meinen Glauben? Verrate ich dich, Herr?" – Immer wieder stehen wir in Gefahr, ihn zu verraten. Und wir stehen nicht nur in der Gefahr, wir tun es ja tatsächlich, manchmal ungewollt, manchmal auch bewusst.

"Herr, bin ich's?" – Ja, ich bin dazu fähig! Dies sich eingestehen zu müssen, wäre furchtbar, wenn wir nicht zugleich darum wüssten: Wie er dem Petrus seine Verleugnung vergeben hat, will er uns vergeben. Ja, er vergibt uns die Schuld der Vergangenheit, der Gegenwart und die, die wir – Gott sei's geklagt – auch in Zukunft noch auf uns laden werden. Gott sei Dank. Amen.

Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von dir lass mich nichts
treiben, halt mich bei deiner Lehr. Herr, lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit; dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit. Amen.


Pfarrer Norbert Rudzinski | Fest-Burg-Kalender

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